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Zwischen jugendlichem Alltag und Gaming: Deutscher Buchpreis geht an „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger

Foto: Christof Jakob

Tonio Schachinger berichtet über die erlebnisreiche Jugend, die im Spannungsfeld zwischen Videospielen und klassischer Literatur angesiedelt ist. Er thematisiert den Drang nach Freiheit, der sich gegen hartnäckige Traditionalisten behaupten muss, und spricht von den unvorhersehbaren Faktoren, die nicht nur die Abschlussjahrgänge von 2020 mit neuen Herausforderungen konfrontieren. Seine erzählerischen Twists sind unerwartet, sein Humor authentisch und zugänglich. „Echtzeitalter“ dient sowohl als Musterbeispiel als auch als Bestätigung für die unvergängliche Macht einer gut erzählten Story. Es ist darüber hinaus ein bedeutender Gesellschaftsroman, der nicht nur eine wunderbare Milieustudie ist, sondern sich auch wie kaum ein anderes Buch davor dem Thema Gaming widmet. „Ich habe schon mein ganzes Leben seit dem Game Boy Color Computerspiele gespielt“, so Schachinger im Interview mit Der Standard.

Schachingers Buch „Echtzeitalter“ war einer von insgesamt 196 Romanen, die heuer im Rennen waren. Im August gab die Jury dann die 20 Titel umfassende Vorauswahl bekannt, die in einer Longlist mit sechs Finalisten mündete. Letztendlich konnte sich der 31-jährige Österreicher durchsetzen.

„Auf den ersten Blick ist Tonio Schachingers ,Echtzeitalter‘ ein Schulroman. Auf den zweiten viel mehr als das: ein Gesellschaftsroman, der das Aufwachsen seines Helden Till an einer Wiener Eliteeinrichtung beschreibt, an der die künftigen Leistungsträger*innen mit reaktionärem Drill und bildungsbürgerlichen Idealen aufs Leben vorbereitet werden. Aus dieser repressiven Umgebung, verkörpert durch den mephistophelischen Lehrer Dolinar, flüchtet sich Till in die Welt des Gaming. Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart: Aus gebildeten Zöglingen spricht die rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele bietet einen Ort der Fantasie und Freiheit. Auf erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise verhandelt der Text die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur.“, so die Begründung der Jury des Deutschen Buchpreises.

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